spuren


Photo.Spectrum. Marburg

Auftaktveranstaltung 01. März 2020, 17:00 Uhr

Rotkehlchen im Kulturzentrum Waggonhalle, Marburg

Ausstellung vom 01. bis zum 28. März

 

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Spuren menschlichen Darseins im weitesten Sinne. Der fotografische Spannungsbogen reicht von der Streetfotografie bis zur Abstraktion von Details.

„THOSE WHO LOSE DREAMING ARE LOST“ heißt es holprig auf einem der Fotos des Projektes „Spuren“. Wir haben uns auf die Suche nach solchen

Zeugnissen menschlichen Daseins begeben und damit unser Leitmotiv der Ausstellung gefunden. 

Bevorzugt nehmen wir dabei den lebendigen städtischen Raum mit seiner provozierenden Rauheit und faszinierenden Widersprüchlichkeit in unseren Fokus. Wir bewegen wir uns also in dem Bereich, der unsere letzten Projekte geprägt hat, der schillernden, komplexen Urbanität. 

Der fotografische Spannungsbogen reicht von der Streetfotografie bis zur abstrahierenden Darstellung. Damit lebt das Projekt von unterschiedlichen Wahrnehmungen diverser Spuren und Zeugnissen der Alltäglichkeit und ihren kommunikativ-menschlichen und grafisch-ästhetischen Besonderheiten. Einmal ist es der weite Blick auf Szenarien, zum anderen greifen wir mit dem Blick auf Details auch einen unserer weiteren Schwerpunkte der letzten Projekte auf. Nicht zuletzt die Spannung, die so zwischen beiden Sichtweisen entsteht, beschreibt für uns den Reiz des Projektes.

Skurrilität, Verfall und banale Alltäglichkeit markieren die sozialen wie ästhetischen Zumutungen, die die Städte immer wieder charakterisieren. Der plakatierte Männer-Schluss-Verkauf, die zum Trocknen aufgehängten Unterhemden, die so oft gesprayten Hinweise „Fuck“ und „Freedom“, die Frage danach, „wer in den Lukas verliebt is“ oder das an einer Fassade verewigte „DU BIST WUNDERSCHÖN!“ sind Beispiele. In diesem Sinn ist uns sehr viel subkulturelle Kommunikation aufgefallen. Was oberflächlich als Schmiererei zu deuten wäre, zeigt bei genauem Hinsehen viel mehr: Verzweiflung, Hoffnung, Sehnsüchte, bestenfalls mal mehr oder weniger unfreiwilligen Humor. Es ist auch eine fotografische Bestandsaufnahme der Unwirtlichkeit urbanen Alltags.


Wir stellen dem bewusst ästhetisch auffällige Abstraktionen gegenüber – mal versehen mit kurzen sprachlichen Signalen wie „ich?“, mal wortlos – von der zufällig an einen Bauwagen gelehnten Malerrolle über die achtlos auf einer Fensterbank liegengebliebenen Schachteln bis zu an einer Spundwand befestigten gelben Plastikhandschuhen und einem Aufkleber am Laternenmast, auf dem uns die Zunge rausgestreckt wird.  Skurriles ergänzt auch mit diesem abstrahierenden Blick Verfallenes und immer wieder Unwirtliches und Verlorenes – offenbar ein Zeichen der Zeit, in der Träume vom besseren Leben beschworen werden.